Glossar Glossar
In diesem Glossar findet sich eine Auswahl relevanter Begriffe rund um sexuelle und geschlechtliche Vielfalt. Neben klassischen Definitionen bieten wir auch einige interessante Hintergrundinformationen und Verweise auf weitere Quellen.
Umfangreiche Glossars finden sich auch hier: Queer-Lexikon und Interventionen Dissens
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Flaggen
Die Regenbogenflagge wurde auf dem ersten Pride am 25. Juni 1978 in San Francisco getragen. Entworfen wurde sie von Gilbert Baker, der 2017 verstarb. Die Regenbogenflagge gilt in ihren unterschiedlichen Ausführungen als ein Symbol von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans*, intergeschlechtlichen und queeren Menschen (LSBTIQ*) weltweit. Mittlerweile gibt es unterschiedliche Ausführungen, die auch weitere marginalisierte Gruppen einbeziehen (Progress Pride-Flagge).
Frühsexualisierung (queerfeindlich)
Mit dem Begriff der ‘Frühsexualisierung’ instrumentalisieren queerfeindliche Akteur*innen Kinder für ihre eigene Agenda. Im Mittelpunkt der Argumentation steht dabei die Behauptung, Aufklärung über geschlechtliche und sexuelle Vielfalt widerspreche einem angeblich natürlichen kindlichen Bedürfnis nach Eindeutigkeit und Orientierung. Die bloße Darstellung von Lebensweisen jenseits heterosexueller Paarbeziehungen zwischen Mann und Frau führe demnach bei den Kindern zu Verunsicherung, welche deren ‘gesunde’ Entwicklung gefährde und deren sexuelle, sowie geschlechtliche Identität beeinflussen könnte.
Schon der Begriff ‘Frühsexualisierung’ suggeriert dabei, die Vermittlung sexueller und geschlechtlicher Vielfalt (z. B. das Zeigen eines Bilderbuchs, in welchem ein Kind mit zwei Müttern vorkommt) sei etwas Anstößiges, mit dem Kinder zu früh in Berührung kommen würden. Die Darstellung von Heterosexualität und einem binären Geschlechtssystem (Frau/Mann) gilt dem gegenüber als völlig normal und wird nicht als ‘Frühsexualisierung‘ bezeichnet. Laut dieser Argumentation sind Heterosexualität und ein binäres Geschlechtssystem also erstrebenswerter als andere Formen des Zusammenlebens.
Ginge es nach diesen queerfeindlichen Akteur*innen, sollte die gesamtgesellschaftlich reale Vielfalt an Lebensentwürfen, die im Alltag der Kinder längst eine Rolle spielt, in Kindergarten und Schule nicht thematisiert werden. Das widerspricht jedoch einer Vielzahl an Studien zum Thema, welche immer wieder belegen, dass gerade eine wertneutrale und altersgerechte Aufklärung über eigene Wünsche, Bedürfnisse und Grenzen die beste Prävention gegen sexuelle Übergriffe und Gewalt sowie hilfreich für ein gelingendes Sexual- und Beziehungsleben sind. Die geschlechtliche und sexuelle Einordnung der Kinder kann sich durch diese Form der Thematisierung nicht ändern, aber queere Kinder und Jugendliche erfahren Anerkennung und Unterstützung in ihrer Identität und ihrem Aufwachsen.
Autor*innen
Dr.in Katrin Degen ist Sozialarbeiterin (M.A.), wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, Autorin und freiberufliche politische Bildnerin. Sie forscht seit zehn Jahren zur (extremen) Rechten aus geschlechter- und sexualitätssensibler Perspektive.
Alia Wielens ist Soziologin (M.A.) und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Als Doktorandin an der Goethe Universität Frankfurt forscht sie zur Frage von diversen Erinnerungen an französischen Gedenkstätten. Ihre Interessensschwerpunkte sind u. a. feministische Geschlechterforschung, Extreme Rechte, und die Erforschung von Gedenken und Erinnern.
Beide sind Gründungsmitglieder des Netzwerks Fempi: Feministische Perspektiven und Interventionen gegen die (extreme) Rechte. https://fempinetzwerk.wordpress.com/
Freundlich zur Verfügung gestellt vom BJR / JFF.